Asthma bronchiale

Behandlungspfad

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Diagnostik und Assessment

Die Diagnose wird anhand Anamnese und spirometrischem Nachweis der bronchialen Obstruktion gestellt

  • Anamnese
    • Charakteristische Symptome sind: Pfeifendes Atemgeräusch, Atemnot, Engegefühl in der Brust, anhaltender Husten
  • Spirometrie mit Nachweis der Obstruktion (FEV1/FVC < 70 % des Sollwertes, < 90 % bei Kindern) und Reversibilität (postdilatatorische Zunahme des FEV1 um > 12 % und 200 ml bei Erwachsenen; bei Kindern um > 12 %
  • Hyperreagibilitätstest mit Metacholinprovokation
    • Indikation: Bei unklarer Diagnose (z. B. typische Asthmasymptome bei normalen Lungenfunktiontests und fehlender Reaktion auf Bronchodilatation)
  • Allergietests: Zum Nachweis einer klinisch relevanten Sensibilisierung vom IgE-Typ
    • Indikation: Wenn Asthma-Symptome nach Exposition gegenüber Aeroallergenen auftreten
    • Tests: Differentialblutbild mit Bestimmung der Eosinophilenzahl, Gesamt-IgE (Serum), spezifische IgE-AK und Prick-Test mit Inhalationsallergenen

Assessment bei jeder Visite!

  • Objektive Beurteilung der Asthmakontrolle
    • Symptomkontrolle der letzten 4 Wochen, Risikofaktoren für einen ungünstigen Verlauf, Messung der Lungenfunktion
    • Asthma Control Test (ACT): ACT Erwachsene, ACT Kinder
  • Behandlungsprobleme erkennen
    • Inhalationstechnik, Nebenwirkungen, schriftlichen Behandlungsplan überprüfen
  • Begleiterkrankungen erkennen und behandeln
    • Rhinosinusitis, Adipositas, GERD, Angst, Depression, obstruktive Schlafapnoe
  • Risikofaktoren für Exazerbation erkennen
    • Asthmasymptome nicht unter Kontrolle
    • ICS nicht verordnet, schlechte ICS-Adhärenz, falsche Inhalationstechnik
    • Häufige Anwendung von SABA
    • Niedriges FEV1, v. a. wenn < 60 % des Sollwertes
    • Gravierende psychische oder sozioökonomische Probleme
    • Rauchen; Allergenexposition (bei Sensibilisierung)
    • Begleiterkrankungen: Adipositas, Rhinosinusitis, Lebensmittelallergie
    • Sputum- oder Bluteosinophilie
    • Schwangerschaft

Therapie

  • Gute Symptomkontrolle, Minimierung des Exazerbationsrisikos und der medikamentösen Nebenwirkungen
  • Gute Symptomkontrolle: Nicht häufiger als 2 x/Woche Symptome, die Inhalation eines kurz wirksamen Betaaganoisten erfordern; normale körperliche Aktivität, ohne Husten und Atemnot

Stufentherapie gemäss Asthmakontrolle

  • Step-up bei ungenügender Symptomkontrolle und/oder Exazerbationen oder Risikosituationen (saisonale Beschwerden, virale Infekte). Vor Ausbau der Therapie zuerst Inhalationstechnik und Adhärenz überprüfen
  • Step-down bei erreichter Symptomkontrolle/Beschwerdefreiheit über 3 Monate und niedrigem Risiko für Exazerbationen

Stufe 1

  • Bedarfstherapie mit tief dosiertem ICS/Formoterol

Stufe 2

  • Tägliche Gabe Kombination von tief dosiertem ICS/Formoterol bei Bedarf oder alternativ
    Tägliche Gabe von tief dosiertem ICS kombiniert mit einem SABA bei Bedarf
  • Asthmapatienten, die gut mit inhalativen Kombinationspräparaten ohne Formoterol eingestellt sind, können weiterhin ein SABA als Notfallmedikament verwenden

Alternative Option

  • In der Hausarztpraxis kann in Stufe 2 bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen bei Adhärenzproblemen oder Ablehnung von ICS der LTRA Montelukast verabreicht werden. Warnhinweis: Unter Montelukast können schwerwiegende neuropsychiatrische Nebenwirkungen auftreten!

Stufe 3

  • ICS in niedriger Dosis/LABA als Erhaltungstherapie plus bei Bedarf SABA oder
    Symbicort® Maintenance (in niedriger Basisdosis) und Reliever bei Bedarf (SMART)

Alternative Option

  • ICS in mittlerer Dosis (jedoch weniger wirksam als niedrig dosiertes ICS/LABA; Evidenzgrad A)

Kinder (6–11 Jahre)

  • ICS in mittlerer Dosis. Andere Option: ICS in niedriger Dosis/LABA

Stufe 4

  • ICS in mittlerer – hoher Dosis und LABA als Erhaltungstherapie plus bei Bedarf SABA oder SMART

Alternative Optionen

  • Add-on-Tiotropium (Spiriva®) bei Patienten ≥ 12 Jahre mit Exazerbationen in der Vorgeschichte; ICS in hoher Dosis/LABA, jedoch mehr Nebenwirkungen und geringer zusätzlicher Nutzen; zusätzliche Dauertherapie, z. B. mit LTRA oder Theophyllin in niedriger Dosierung mit retardierter Freisetzung (Erwachsene)

Kinder (6–11 Jahre)

  • Überweisung an einen Pneumologen zur Beurteilung und Beratung

Stufe 5

  • Überweisung an Pneumologen und Add-on-Therapie

Abbildung: Medikamentöse Stufentherapie (aus: GINA, 2021) für Patienten ab 12 Jahre 

     

  • Erhaltungstherapie wirkt rasch, Wirkmaximum aber erst nach 3–4 Monaten
  • Kontrolluntersuchung möglichst 1–3 Monate nach Anpassung der Behandlung, anschliessend ca. alle 3–12 Monate (abhängig u. a. vom früheren Therapieansprechen und Selbstmanagement des Patienten)
  • Schwangere: Kontrolluntersuchung alle 4–6 Wochen
  • Nach Exazerbation: Kontrolluntersuchung innert einer Woche

Vollversion

Autoren: Dr. med. U. Beise

Änderungsdatum: 06/2021

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