Wann wird eine PEP empfohlen?
- Nach ungeschütztem Anal- oder Vaginalverkehr mit einer bekannterweise HIV-positiven Person (wenn Viruslast nicht vollständig supprimiert ist)
- Nach ungeschütztem Anal- oder Vaginalverkehr mit einem/einer Sexpartner/-in, der/die einer Gruppe mit hoher HIV-Prävalenz angehört. Risikogruppen: HIV-Hochprävalenzländer, Sexarbeiterinnnen aus Osteuropa, MSM, intravenös Drogen konsumierende Personen (IVDA)
- Nach Sexualdelikt kann eine PEP angeboten werden, auch bei unbekanntem HIV-Status. Stellt sich der Täter als HIV-negativ heraus, wird die PEP abgebrochen
- Bei beruflicher Exposition nach genauer Risikoabwägung: Bei Exposition von Schleimhäuten oder lädierter Haut –> individuell entscheiden; bei Exposition von gesunder Haut –> keine PEP-Indikation
Vorgehen
- PEP möglichst innert 6–8 h beginnen, spätestens nach 48 h
- Vor Beginn der PEP 0-Serum abnehmen und folgende Laborparameter bestimmen
- Hämatogramm, Nieren- und Leberwerte, HBs-Antikörper (falls Impfstatus nicht bekannt)
- Medikation: Für 4 Wochen 3er-Kombination mit 2 Nukleosidanaloga und einem Integrase- oder Proteaseinhibitor durchführen. Präparatewahl nach Rücksprache mit einem Spezialisten
- Falls möglich, Sexualpartner testen, auch nach Beginn der PEP!
- Bis zum Ausschluss einer HIV-Infektion –> Safer Sex praktizieren
- Bei fehlender Impfung und negativen HBs-Antikörpern ist eine Immunisierung gegen Hepatitis B empfohlen
- Berufliche Exposition
- Jede Stichverletzung sollte protokolliert, analysiert und dem Unfallversicherer gemeldet werden
- Ablauf bei Stichverletzung schriftlich festhalten
- Der Hepatitis B-Impfstatus sämtlicher Mitarbeiter/-innen sollte jederzeit zugänglich sein
- Haut sofort mit Seife waschen, dann Desinfektion, Schleimhäute mit reichlich Wasser spülen –> s. ch 09/2020
Beachte: Es sollten auch mögliche Übertragungen von Hepatitis B und C bedacht werden
Verlaufsbeobachtung unter PEP
- Klinische Kontrolle je nach Beschwerden nach 2 und 4 Wochen (Laborkontrollen nur wenn klinisch indiziert)
- Auf konsequente Tabletteneinnahme, NW und mögliche medikamentöse Interaktionen hinweisen, auf allfällige Anzeichen einer Primoinfektion achten
- 3 Monate nach der Exposition –> HIV-Serologie